Costa Rica – Die Schweiz zu Gast in der zentralamerikanischen Schweiz

Nach dem Panama Resumee ist vor dem Costa Rica Resümee. Costa Rica hat aus dem einfachen Grund kein Zwischenbericht bekommen, da ich erst jetzt hier Mexico ausreichend Zeit gefunden, bevor ich wieder vernünftig an Blog Posts arbeiten konnte. Sei es aufgrund der fast ausschließlich schlechten Wlan Internetverbindung, ich zu sehr mit den Geschehnissen beschäftigt war oder ich defakto einfach im Radreisefluss war. Nun aber hiermit direkt mein Reise/Abschlussbericht zu Costa Rica.

Uvita – Djungelhostel all inclusive

Etwas schwierig, zumindest dachte ich das, würde die Einreise nach Costa Rica ablaufen. Costa Rica hat nämlich genau wie Panama die Einreisebestimmung, dass man entweder ein Rückflug oder Weiterreiseticket vorzeigen muss. Es würde auch schon genügen ein Busticket zurück nach Panama oder weiter nach Nicaragua vorzuzeigen, welches innerhalb der VISA freien Zeit von 180 Tagen liegt. Da ich es aber irgendwie nicht einsehen wollte für Nichts ein Busticket in Wert von ca. 40 $ zu kaufen, hab ich etwas mit meinem ursprünglichen Rückflugticket gemogelt und es einfach drauf ankommen lassen. Glücklicherweise wurde ich nicht annähernd dazu befragt und innerhalb von 20 Minuten war ich aus Panama ausgereist und hatte den Stempel von Costa Rica in der Hand bzw. im Pass.

Super glücklich über meine erste Landesüberquerung blieb ich dann die erste Nacht im sehr quirligen und turbulenten Grenzort Paso Canoas. Recht dreckig, vollgestopft mit Ramschmalls und Supermärkten sowie dem westlichen Fast Food Schrott Kentucky, Sub, Mc King. Kein Ort an dem man länger bleibt als man muss. Meine erste größere Pause plante ich für Uvita ein. Auf dem Weg dahin übernachtete ich noch im Ort Palamar Norte, welcher durch die umliegenden Berge und dem Fluss samt alter Eisenbrücke doch irgendwie etwas Scharm versprüht.
Was in Costa Rica sofort auffiel, ich traf nun doch häufiger auf andere Radreisende. Allerdings wie immer in die Gegenrichtung gen Süden. Ich traf bereits am ersten Tag zwei Pärchen. In den folgenden Tagen sollten es aber noch mal deutlich mehr werden. Dank derer bekam ich hilfreiche Infos, was meine Routenführung durch Zentralamerika betraf. Somit stand dann ziemlich schnell für mich fest, meine Reise wird definitiv durch das vermeidlich gefährlichste Land in Zentralamerika durch El Salvador gehen. Dazu dann aber mehr, wenn ich in dem Land angekommen bin.
Landschaftlich ist es nochmal deutlich bergiger geworden. Laut Reiseführer wartet Costa Rica auch mit den schwierigsten Bergpassagen der Panamerikana auf. Entsprechend versuchte ich möglichst lang am Meer entlang zu fahren, um so wenig wie möglich die Berge befahren zu müssen. Dadurch würde ich aber zwangsläufig sehr stark von der eigentlichen Panamerikana abweichen. Macht nichts!
Die Straße hinter der Grenze war recht angenehm, fast schon flach zu befahren, wie erwähnt jedoch umrahmt von Dschungel und Bergen. Am Tag nach Palmar Norte bin ich dann in Uvita angekommen. Von den Engländern in Panama am schweizer Campingplatz bekam ich den Tipp für ein bestimmtes Hostel. Was mich dort erwarten wird, weiß ich jedoch nicht. Zuvor wollte ich jedoch schauen, ob ich nicht auch ein Hostel in Strandnähe finden könnte. Wirklich überzeugt hatte mich das jedoch nicht. Gott sei dank, wie ich schon bald merken werde. Bevor ich jedoch etwas ins Landesinnere rein zum empfohlenen Hostel fahren würde, wollte ich kurz dem Strand einen Besuch abstatten.

Und der hatte es wirklich in sich. Malerisch und tropisch ohne Ende. Mein Fahrrad nahm ich dann gleich auch mit und so bekam die Black Pearl direkt mal seine erste Strandfahrt. Magic Moment. Alsbald sprach mich ein Mann auf Spanisch an. Natürlich verstand ich immer noch nicht wirklich viel von dem, was er von mir wollte. Ich machte ihm nur klar, dass ich hier nur kurz Pause machen wollte und hier nicht übernachten wolle, sondern in einem Hostel. Irgendwie verstand er nicht und ich nicht ihn und so drohte er mir mit Polizei. Ich nahm mein Fahrrad, musste ihm in eine andere Richtung hinterherlaufen und sollte den Strand bzw. das Gelände verlassen. Was das sollte verstand ich erst mal nicht. Später im Hostel erfuhr ich jedoch warum das Ganze. Der Strand ist Naturschutzgebiet und kostet bis 16:00 Uhr 5 Dollar Eintritt und erst nach 16:00 Uhr ist er frei zugänglich. Von diesen Geldeintreibereien hatte ich im Vorfeld ja schon gehört und werde es in dem Monat in Costa Rica noch einige Male öfter zu spüren bekommen.

Wie dem auch sei ich wollte ja eh zum Hostel und so fuhr ich die sehr rauhe Schotterpiste hoch zum Hostel. Ein kleiner Vorgeschmack von dem, was mich neben den anderen Faktoren noch in Costa Rica begleiten würde.

Ziemlich aus der Puste wurde ich dort direkt auf Deutsch begrüßt. Auch die Hostelmanagerin sprach deutsch. Dass es sich um ein Deutsch geführtes Hostel handelte, wusste ich vorher nicht. Es war jedoch recht angenehm. Sofort viel auf, dass es kein klassisches Hostel war, sondern eher einem kleinem Resort mitten im Dschungel glich. Sehr stylisch komplett aus Holz und Bambus gebaut empfing einen der offene Aufenthaltsraum mit Aussicht in den Dschungel und auf den kleinen Teich, wo angeblich auch ein kleines Krokodil hausen sollte.

Na die Jungs kenn ich ja schon von meiner Schwimmtour ;-). Meine 10 $ Matratze bekam ich direkt unterm Dach, gerade hoch genug, um auf allen vieren zu kriechen, dafür aber komplett offen mit der besten Aussicht in den Dschungel und daher auch Nachts genug belüftet. Neben dem Dschungel Feeling und dem wirklich coolen Holzhaus, war das eigentliche Highlight die Küche. Hier merkt man direkt, dass hier die deutsche Ordnung herrscht. Super sauber und nahezu vollständig eingerichtet. Und vor allem intakt. Leider muss man das derart hervorheben, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Ist es aber überhaupt nicht.

Meist hat man mit komplett zerdellten Herden zu tun, wo gerade eben noch der Topf zum stehen kommt. Der Topf kommt nicht selten mit Rissen und natürlich ohne Henkel daher. Bis ins unendliche zerkratzt und völlig verschmiert. Entsprechend hab ich die Küche hier erstmal genutzt, um nach Wochen mal wieder in völliger Eigenregie, ordentliche Bratkartoffeln und Bolognese zu kochen. Eine echte Wohltat nach Reis, Bohnen, Hähnchen Einerlei. Auch wenn diese immer wirklich gut und zum Teil in sich auch unterschiedlich waren.

Dort verbrachte ich dann erstmal drei Nächte und besuchte auch noch den Wasserfall kaum 100 Meter vom Hostel entfernt. Für 2 $ Eintritt bekam man dann einen echt coolen und erstaunlich leeren Wasserfall geboten. Nicht riesig, dafür aber ein besonderes Special. Diesen konnte man nämlich runterrutschen. Vorher musste man diesen über Steigeisen hoch klettern. Nicht ganz ungefährlich kam ich mir recht mutig vor, da ich bis dato der erste war, der dort hoch ist. Bis zu dem Zeitpunkt als eine Stunde später in Dauerschleife 3 amerikanische Jungs dort hoch sind. Trotzdem eine sehr spaßige Angelegenheit.

Nochmal zurück zum Hostel von wegen Dschungelfeeling. Dies kam nämlich abends erst richtig zur Geltung. Dann krochen nämlich all die Insekten aus den Löchern, von denen man sonst nur im Bio Buch gelesen oder welche man mal im Museum ausgestellt gesehen hat. Diese waren jedoch mehr als lebendig und Handgroß. Da ich ja was Tiere angeht ja nun schon etwas abgehärteter bin hab ich die ganze Sache eher gelassen gesehen und war ermunternd über das hektische fliegen der Riesentiere in der Küche. Zumal es echt beeindruckend war solch große, nicht eklige Insekten mal lebend derart nah zu sehen.

previous arrow
next arrow
Slider

Fast schon Modelllike posierten sie nachts für meine Handykamera. Zudem bekam ich vom Nachtwächter noch eine kleine persönliche Tour um den Teich herum, inklusive grasgrünem Frosch und Vogel den ich bis heut nicht kenne.

Manuel Antonio Park

Nach Uvita ging es für einen Brückentag in den Manuel Antonio Park. Von dem hatten zahlreiche Deutsche im Hostel erzählt und er lag praktischerweise genau eine Tagesetappe entfernt auf meinem Weg. Perfekt. Noch perfekter, es gab wieder ein Warmshowerhost in der Nähe. Jedoch ca. 15 KM ins Landesinnere aber laut Beschreibung gab es einen Bus zum Park. Also nichts wie hin.

Der Warmshowerhost sagte mir auch sofort zu, nur würde die Bewohnerin nicht vor Ort sein. Es sei aber kein Problem, ich soll einfach ihren Anweisungen für Wasser und Kühlschrank draußen befolgen und mein Zelt irgendwo im Garten aufschlagen.

Okay damit hab ich kein Problem. Ich bin ja nach wie vor für die besonderen Abenteuer zu haben bzw. muss auch keine Toilette wie im Hilton vorfinden, was ich allerdings dort vorfand ist mir doch etwas zu viel Abenteuer und für mich ein Unding soetwas als Warmshower Host anzubieten. Jedes Wildcampen wäre hygienischer gewesen. Die Toilette komplett mit Spinnweben und naja anderen Hinterlassenschaften vorheriger Besucher übersäht. Und auch so wirkte das ganze wie ein verlassener Hexenwald inklusive Hexenhaus, wo die gute Dame anscheinend drin wohnte. Wann es das letzte Mal war, das hier jemand übernachtet hat, kann man nur mutmaßen, definitiv aber nicht im letzten Monat.

Auf dem Gelände begrüßte mich auch wieder ein mehr als goldiger zutraulicher Hund, den ich am liebsten aus dieser Hölle mitgenommen hätte. Wer den regelmäßig während der Abwesenheit der Besitzerin füttert ist mir ein Rätsel.

Jedenfalls entschied ich dann doch lieber im Ortskern ein normales Hostel aufzusuchen. Aufgrund der zusätzlichen 30 KM Hin – und Rückweg vom Hexenhaus wurde es auch schnell wieder dunkel und so musste ich die letzten zwei Kilometer in der Stadt im Dunkeln fahren. Der Weg zum Hostel endete dann auch mal wieder mit einem brutalen Anstieg, welcher noch so eben mit Schieben zu bewältigen war. Sowas am Ende des Tages nervt immer echt tierisch. Egal, ab ins Hostel mit Pool und Bar. Direkt am nächsten Morgen ging es dann auch per Bus in den Park. Dass er etwas touristischer sein soll hab ich ja bereits gehört. Es war aber wirklich ein gepflegter Naturpark inklusiver langer Schlange am professionellen Kassenschalter. Hm ganz so krass hätte ich das nicht erwartet. Egal, rein ins Glück für schlappe 16$. Touries zahlen wie immer das 5 fache gegenüber Einheimischen. Find ich gerecht, NICHT!

previous arrow
next arrow
Slider

Im Park selbst stellte sich dann auch direkt der Massentourismus ein, inklusiver nervender amerikanischer Teenie Riesengruppe, die mit ihrem Gebrüll definitiv alle Affen verscheuchen werden. Also so schnell wie möglich los werden. Gott sei dank bot der Park zwei Rundgänge, sodass ich den wählte, den die Gruppe nicht zuerst entlang lief.

Zunächst ging es auf einen recht hohen Aussichtspunkt der einen schönen Ausblick auf Klippen und Strände erlaubte. Bisher aber keine Tiere. Wieder runter, aber auf einem anderen Weg. Und auf einmal kreuzten uns die Äffchen in großer Gruppe. Extrem zutraulich kam man sehr nah an sie heran, sodass ich ein paar coole Bilder schießen konnte. Weiter ging es zum Strand. Richtung Strand waren sie auf einmal haufenweise zu sehen. Man hatte fast schon das Gefühl im Affendorf von Mogli gelandet zu sein. Überall auf Dächern, Stromleitungen, Bäumen, Straßen wuselten sie herum, rannten an einem vorbei und zankten auch mal miteinander. Im Rundgang ging es um eine Insel, wo man zahlreiche Leguane zu sehen bekam. Von denen hatte ich ja schon einige auf der Straße vor meinem Rad weg rennen sehen, aber derart nah sah ich sie erst hier und konnte das Farbenspiel der Haut begutachten. Wie Tiere aus einer anderen Zeit.

Der Strand war übrigens auch mehr als gefüllt und so hatte ich kein Bedürfnis meine Badehose auszupacken. Zum Parkende hin hatte ich noch das Glück ein Faultier zu sichten. Auch wenn in einer etwas merkwürdigen Position. Ein Krokodil verschwand dann auch recht schnell als ich die Mangroven Brücke passierte. Insgesamt also doch ein ganz cooler Ausflug, auch wenn etwas teuer und ziemlich touristisch, dafür die Möglichkeit schöne Tiere hautnah zu sehen und tolle Aussichten genießen zu können. Weiter gehts!

Santa Teresa

Mein nächster großer Stop sollte Santa Teresa werden. Ich hatte schon von einigen Leuten davon gehört und es soll so ähnlich sein wie Santa Catalina in Panama. Unter anderem hat mir Dario der Spanier vor ein paar Tagen davon geschrieben, dass er dort ist und ich unbedingt auch diesen Ort besuchen müsse.

Santa Teresa liegt auf einer Landzunge und der Landweg wäre eine ziemlich weite Strecke. Glücklicherweise fährt auch eine Fähre vom Festland herüber, sodass ich mir ein gutes Stück sparen kann. Die Fähre legt in Puntarenas ca. 145 KM von Manual Antonio entfernt ab. Zwei Tagesetappen also. Wo ich zwischendurch Pause mache hatte ich nur in etwa vor Augen. Also los gehts.

Es lief erstaunlich gut auf flacher Straße, zum ersten Mal auf der Reise über mehr als einen KM, vorbei an endlosen Palmenplantagen. Riesengroß säumten diese den Straßenrand, vergebens suchend das Ende zu erkennen beim Blick hinein.

Da es so gut lief scheckte ich nochmal den Straßenverlauf bis komplett nach Puntarenas. Weiterhin flach, dann aber noch mal zwei Berge von knapp 250 Höhenmetern jeweils. Vielleicht machbar. Also weiter gehts und erstmal die potentielle Übernachtungsmöglichkeit checken. Relativ zügig dort angekommen und mir nicht wirklich zusagend, entschied ich spontan die ganze Distanz noch heute zu radeln.

Als die Berge dann kamen hieß es wieder absteigen und bis nach oben schieben, derart steil sind sie dann doch ausgefallen. Zu allem Überfluss ist mir dann auch noch das Wasser ausgegangen. Nach dem Berg gab es dann erstmal einen Notstopp an der Pizzabude. Freundlicherweise reichte man mir dort sofort kaltes Wasser. Ein paar Meter weiter dann endlich die Mittagspause. Aufgrund der noch großen Distanz, die ich zu bewältigen hatte, beschränkte sich diese aber auf Limo und Bananen und einer halben Stunde Halt. Nach dem zweiten Berg und einem Plausch mit einem holländischem Radtouristen, der einen ähnlichen Drahtesel wie ich fuhr, ging es nun aber zackig Richtung Puntarenas.

Die letzten 30 Km und bereits bei Dämmerung sogar nochmal auf dem Standstreifen der Autobahn. Schon alle Lichter montiert, erreichte ich dann mit letztem Motivationsschub bei Nacht den Fährhafen. Wahnsinn 145 KM an einem Tag. Die für lange Zeit längste Etappe der Reise.

Mehr als fertig ging es ins Hotel und zum Abendessen. Durchaus hungrig gab es ja bis auf Bananen nichts zu Mittag. Es gab das übliche Casado aus Salat, Steak, Reis und Bohnen. Genau das Richtige für den Sport. Für den nächsten Tag stand morgens erst die entspannte Fährüberfahrt an und dann „kurz“ 50 KM und schon bin ich in Santa Teresa.

Überraschenderweise war Dario immer noch da und wir sollten uns erneut wiedersehen. Also nichts wie hin. Aus den entspannten 50 KM wurde abermals wieder die schlimmste Strecke der Reise, die nochmals die Tour von Santa Catalina in Panama, in den Schatten stellte. Irgendwie ist es Pflicht die Querstraßen zu den Stränden und anderen Orten maximal Radunfreundlich zu gestalten. Ein ewiges schon bekanntes Wechselspiel aus auf und ab. Mit Reisen hat das nichts mehr zu tun, sondern entspricht einem harten Intervallworkout.

Der Knaller erwartete mich dann aber auf den letzten zehn Kilometern zum Ort. Wie eine Straße in einem derartigen Zustand sein kann, wenn sie doch so stark genutzt und daher gebraucht wird, bleibt mir ein Rätsel. Dicker Staub in der Luft steil rauf und runter und zum Schluss nur noch mehr als steil runter. Ohne Ende ATVs und Motorcross Räder, die sich auf der Schotterpiste mehr als heimisch fühlen. Auf ihnen die absolut abgehärteten Fahrer samt Mundschutz gegen Staub und Snowboardbrille. Fehlt nur noch das Mad Max an einem vorbei gefahren kommt. Wobei Schotterpiste trifft es schon nicht mehr, sondern eher maximal Offroad bei Badewannen großen Schlaglöchern und Felsbrocken ebenso groß. Wie hier Busse noch durchkommen können… Gut das mein Rad diesen Materialtest der besonderen Härte, auch dank der hydraulischen Bremsen, mitgemacht hat. Hier irgendwann wieder hoch zu müssen kann ich jetzt schon ausschließen, da es einfach viel zu steil ist.

Eine Alternative muss her, aber da will ich mich jetzt erstmal garnicht mit befassen. Erstmal zu Dario und dem wohlverdienten Bier. Und was für eins. Dario begrüßte mich im Hostel wie immer strahlend und herzlich, wie er ist, mit einem neuem Bier, welches ich noch nicht kannte. Ein spanisches Bier namens Keler. Das beste Bier sagte er. Und was soll ich sagen, es war verdammt gut. Ein Win Win Bier. Gut 50% günstiger als die lokalen Biere, schmeckt von allen am besten und 6 %. GEIL!

Dario erzählte mir, dass dieses Bier bei ihm in Spanien, wo es nun mal herkommt, gar nicht so verbreitet ist und verrückterweise sogar teurer als hier. Das man die hiesige Bierpolitik nicht immer verstehen muss zeigt auch, welche deutschen Biere als Import gewürdigt werden. Zum Beispiel das edle Oettinger oder das so verbreitete Thüringer. Beide auch billiger als die einheimischen Biere. Soviel zum kleinen Bier Exkurs.

Santa Teresa ist in der Tat wieder ein Surfer Einöd, wobei Einöd stimmt diesmal nicht so ganz. Die Straße, die ich auch runter gekracht bin, zieht sich durch die ganze Ortschaft, worum sich alles dreht.

24 Stunden am Tag wird diese auch frequentiert und lässt die Ortschaft nicht zur Ruhe kommen. Entsprechend ist an völlige Entspannung nicht wirklich zu denken. Auch gibt es viel mehr Restaurants international geprägt. Von israelisch, über asiatisch und edlen Italienern. Dabei sind sie auch wirklich gut aber entsprechend auch teurer als die lokale Küche. Aber was tut man nicht alles für eine authentische Pizza.

Mal abgesehen von der Straße ist der Strand wirklich der Knaller und die Sonnenuntergänge gleichen einer Zeremonie, wo sich alle herum versammeln und die Sonne anbeten. Kein Wunder, sind es auch die mit bis dato schönsten, die ich je gesehen habe. 6 Tage verbringe ich nun mit Sonnenuntergängen und Billiard spielen im Hostel und sonst einfach nur chillen am Pool oder Strand. Auch versuche ich mich noch mal am Surfen, was nicht so ganz fruchten will. Das Hostel ist diesmal nicht ganz so schlau gewählt. Eigentlich hat es aufgrund der Größe und der Ausstattung viel Potential, ist aber bis auf ein paar Spanier komplett leer gefegt. Macht nichts Dario und ich machen das Beste draus. Außerdem habe ich ja im anderen Hostel auch den Schotten Thomas wieder getroffen. Mit ihm und ein paar anderen wollen wir in den nächsten Tagen mit Motorrädern zum Nachbarort Montezuma. 

Dort soll es einen Wasserfall geben, wo man von 13 Meter Höhe runterspringen können soll. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Dario entscheidet sich spontan aber für was anderes und so fahr ich mit Thomas und seiner Truppe allein zum Wasserfall.

Genau die gleiche Höllenstraße die ich auch runtergekommen bin. Für die anderen nicht ganz ungefährlich, da ich doch der einzige bin der ein Motorradführerschein vorweisen kann. Aber das muss jeder selbst für sich entscheiden.

Am Wasserfall Parkplatz angekommen geht es über Stock und Stein bis zum ersten Wasserfall.

Wirklich groß erstreckt er sich auf eine Höhe von 20 bis 30 Metern. Es gibt sogar zwei mutige Männer und auch ein sehr verrücktes Mädel aus unserer Truppe, die sich daran aufmachen dieses Ungetüm ungesichert hochzuklettern. Absolut lebensmüde, aber meinen riesen Respekt für die Leistung.

Wir selber müssen auch dort hoch, um an den zweiten Wasserfall zu gelangen, von dem man dann letztendlich runter springen kann. Rechts im Wald ging es dann eine Erdwand gespickt vom Wurzelwerk hoch.
Im Nachhinein auch nicht gerade weniger gefährlich als der direkte Aufstieg am Wasserfall selbst. Absolut krank, habe es aber dann doch irgendwie geschafft. Zum Schluss ging es dann am Seil hinablassend zum Wasserfall runter. Thomas und einige andere von uns, die etwas schneller und furchtloser vorgeprescht waren, warteten dort bereits und hatten die Sprungplattform begutachtet. Unsicher, ob man wirklich springen kann und von welchem Punkt aus, befragen sie einen Franzosen, der eben noch den Wasserfall als Erster hoch geklettert war.

Klar gar kein Problem und schon war er unten. Die Anderen relativ zügig hinterher. Ich noch etwas zögernd und dann auch ein einziges Mal runter. Ist halt doch schon ne gute Höhe. Aber trotzdem ein cooler Thrill.
Ein bisschen bange davor, den gleichen kranken Weg wieder runter zu müssen, entdecken wir eine Alternative über Treppen, für die man wohl aber zwei Dollar zahlen müsse. Für mich kein Grund zu überlegen und zwei Mädels ebenfalls nicht, während die Anderen mutig wieder den vorherigen Weg zurück gehen.

Nach dem Ausflug noch mal schnell zum idyllischen Strand mit abschließendem Gruppenfoto. Sehr geiler Tag und damit auch noch Abschluss der Zeit in Santa Teresa. Bleibt nur noch die Frage offen, wie ich hier wieder wegkomme. Dario, offen wie er ist, quatscht den Busfahrer an, ob es möglich sei auch ein Fahrrad mitzunehmen. Klar gar kein Problem. Alles klar, damit ist auch der Rückweg gefunden.

Also ging es dann früh morgens ausnahmsweise das erste Mal mit Bus anstatt selbst mit dem Fahrrad. Die restliche beschwerliche Strecke bis zur Fähre nahm ich dann auch noch einen anderen Bus. Ab Puntarenas wolle ich dann wieder selbst fahren.

Monteverde

So wie Santa Teresa der Schwesternort von Santa Catalina war, so ist Monteverde der Schwesternort zu Boquete. Entsprechend heißt es wieder ein ordentlliches Stück auf 1.200 Meter bergauf fahren. Nach Puntarenas ging es aber erstmal zurück auf die Panamericana für 40 KM bis zur Abzweigung nach Monteverde. Leider waren diese 40 KM auch wieder beschwerlicher als gedacht, mit dem ewigen Wechselspiel aus Auf und Ab. Zudem war der Verkehr aus Truck und Autos derart dicht, dass es auch einfach nur noch richtig genervt hat. Anscheinend ist das so selbst am Sonntag, völlig normal auf den Straßen von Zentral Amerika. Natürlich gibt es auch hier wieder keinen Standstreifen, nicht mal einen Hauch.

Entsprechend wird mit Vollgas, hauteng an einem vorbei gezimmert. Endlich die Kreuzung Richtung Monteverde erreichend, wird erstmal Pause an der Tanke eingelegt. Danach ging es hoch mit weniger Verkehr dafür mit knackigem Gegenwind. Gegen irgendwelche Windmühlen kämpft man ja immer. Und wieder auf und ab aber wieder von der Härte, dass nur noch schieben drin ist. Auch ist es relativ spät und mir ist sowieso klar gewesen, dass ich die Distanz bis nach Monteverde heute nicht mehr schaffen werde. Einfach zu viele Höhenmeter sind noch übrig.

Stattdessen wollte ich mein Glück in einer kleinen Ortschaft versuchen, wobei es dort auch nicht wirklich Hotels gab. 20 Km stehen also noch auf dem Programm. Trotzdem sichtlich geplagt und genervt von diesen „Windmühlen“ greife ich irgendwann zur Flasche und als diese trotz meines Kühltricks, wieder warm geworden war, platzte mir der Kragen und pfefferte die Flasche in den Acker.

Am Wegesrand erstmal halt machen und irgendwie klar kommen. Kopf am Zaun gesenkt verschnaufen. Was zur Hölle mach ich hier. Genau in diesem Moment kommt ein Touri Taxi vorbei gesaust und hält kurze Zeit später an, um wieder zurück zu fahren. Ein kleiner glatzköpfiger Mann fragt, wo ich hin wolle. Ich erkläre ihm, das ich nach Monteverde will, aber eigentlich nur bis in die nächste Ortschaft zum Übernachten. Er zögert nicht lang, fordert mich auf mein Rad hinten einzuladen und dass er mich hoch nach Monteverde fahren würde. Ein Engel in diesem Moment, später werde ich jedoch wissen, dass es ein Teufel im Engelskostüm ist.

Wir brausen los und kommen ins Gespräch. Ich erzähl ihm alles, wie ich in diese „Lage“ gekommen bin und Minor erzählt mir was über sich und seine deutschen Verwandten. Deutsch spricht er trotzdem nicht. Wir machen kurz Pause und er spendiert mir ein Bier. Wichtig sagt er. Gutes Sportler Getränk. Wenn er Mountainbike gefahren ist, dann hat er in der Pause immer zwei getrunken und ist dann weiter gefahren. Natürlich keine Alkoholfreies. So ein Bier Smoothie, wie er ihn nannte, hat er sich für die Fahrt weiter nach Monteverde in seinen Thermobecher abfüllen lassen. Zur Tarnung versteht sich.

Weiter oben, wurde die Straße dann abermals wieder zur Schotterpiste und wäre für mich in der Tat wieder eine echte Gewaltprobe geworden. Dafür allerdings mit unvergleichlicher Aussicht.

Ringsherum gehts mit unendlicher Panoramasicht rauf zum Berg. Ein bisschen trauere ich dem hinterher, diese Strecke nicht mit dem Fahrrad gefahren zu sein, allerdings bin ich über das kostenlose Taxi mehr als froh.  Zwischendurch gibts noch ein paar Fotopausen.

Er bequatscht ein paar Freunde wegen einer Unterkunft und letztendlich finde ich an diesem Tag in einem Breakfast Hostel im Ortskern meine Ruh. Nach einer halben Stunde holt er mich wieder ab und wir besuchen seine Stammkneipe, um ordentlich zu Abend zu essen und seiner Mannschaft beim Fussballspiel zu zugucken. Er vermittelt mir noch die Zipliningtour, wie praktisch da ich diese sowieso in Angriff nehmen wollte. Im Anschluss gehen wir noch seinen Freund auf ein Bier besuchen.
Er ist der Manager von einem Resort, wo ich eigentlich hätte unterkommen sollen, aber leider waren alle Zimmer voll. Ein Bier und Geschichten gibt es trotzdem. Die Handy-Nummer, falls was ist, gib es von beiden und ich werde wieder am Hostel abgesetzt. Ich soll mich dann morgen melden, dann kann er mich vielleicht noch auf die Dschungeltour mitnehmen. In jedem Fall kennt er aber Jemanden vom Fährdienst, der mich über den Fortuna See bringen kann und ich somit auch wieder ein ordentliches Stück nach La Fortuna, meinem letzten großen Stop in Costa Rica spare. Sehr cool und irgendwie ist aus dieser gefrusteten Situation, noch vor ein paar Stunden, wieder eine so tolle Bekanntschaft entstanden.
Ziplining, falls es wer nicht kennt, schaut euch mal das Video an!

Jedenfalls mega geile Nummer mit 50 $ nicht ganz günstig, dafür aber das Gefühl wie Peter Pan, wie einer meiner Freunde treffend bemerkte, über den Dschungel hinweg zu schweben, ist leider sehr geil. Für ca. 3 Stunden geht es mit unterschiedlich langen Seilen hängend rasend durch den Dschungel. Definitiv ein Must Bucket List To Do.

Danach direkt wieder ab ins Hostel. Schreibe Minor, dass die Tour cool war und ich zurück im Hostel bin und gerne übermorgen früh die Fähre in Anspruch nehmen möchte. Den ganzen Abend kommt keine Antwort, auch am nächsten Tag nach wiederholtem anschreiben, kommt kein Feedback.
Hm naja, ich wollte ja eh noch einen Berg besteigen und zu diesem Ficus Baum, was immer auch so besonders daran sein soll. Also Tasche gepackt. Da mein 4 $ Rucksack aus Panama längst das zeitige gesegnet hat, bleibt mir im Moment nichts anders übrig, als eine der Radpacktaschen für derartige Unternehmungen zu nutzen. Also Kamara und Flaschen rein und los gehts Richtung Berg.

Keine riesen Nummer sondern entspannt knappe 1,5 Stunden ca. 500 Meter hoch hiken. Auf der Hälfte mal kurz Pause machen und was trinken. Tja ist nur leider vom Wasser nix mehr in der Flasche, in der zweiten auch nicht. Wo ist das Wasser, ach ja meine Nikon Kamera samt zweitem Objektiv spielt gerade Quietscheente in dem Wasser. Was für eine Scheiße.
Über einen Monat ist es her und wir kommen immer noch nicht darauf klar, wie scheiße diese Flaschen sind. Und aufgrund dessen, dass die Taschen absolut wasserdicht sind hab ich A nichts bemerkt und B die Kamera ein Vollbad genommen. Noch still hoffend, dass die Technik ja durchaus robust gegenüber Wasser sein kann, wenn man schnell reagiert, wandere ich erstmal weiter hoch und versuch oben schon mal das gröbste trocken zu machen. Oben angekommen treffe ich auf den etwas älteren Ungarn Atilla. Wir gehen zusammen um die Spitze herum und genießen die spärlichen Aussichten. Zusammen gehen wir runter und tauschen uns aus. Er kann nahezu fließend deutsch sprechen, da er drei Jahre in Österreich gearbeitet hat. Nun lebt er wieder in Ungern und ist selbstständig. Sein Betrieb läuft weitestgehend unabhängig von ihm, sodass er nun die Welt bereisen kann. Wir verstehen uns ziemlich gut und treffen uns am Abend vor meinem Hostel auf ein paar Bier und Selbstgebranntem, den er von zu Hause mitgebracht hat. Bis tief in den Abend hinein unterhalten wir uns noch amüsiert, bevor er sich damit verabschiedet, dass ich zu jederzeit in Ungarn in seinem Haus willkommen bin.

Ich glaube an Ungarn hätte ich nie gedacht dort Urlaub zu machen. Es ist fast so wie mit Panama. Wir alle kennen Ungarn von unseren Chips aber sonst? Was macht dieses Land aus? Ich werde es bestimmt irgendwann mit meiner neuen Bekanntschaft Atilla ,nicht der Hunne, herausfinden.
Er musste übrigens sehr darüber lachen, dass ungarische Chips bei uns derart beliebt sind. Aber Paprika macht durchaus Sinn, sagt er. Sie ist ein zentraler Bestandteil der lokalen Küche. Jetzt aber ab ins Bett. Genug Schlummertrunk hatte ich ja bekommen. Morgen soll es ja dann wie von Minor behauptet, entspannt bergab zum Fährhafen gehen. Ach ja, er kam dann irgendwann spät Abends vorbei gefahren und meinte mit der Fähre sei alles geregelt und sie legt um 10:00 Uhr ab. Drei Stunden sollten locker für die 40 KM Schotterpiste bergab reichen.

La Fortuna

Um 7:00 Uhr am Tag darauf brach ich also auf, um die entspannte Route runter bis zur Fähre zu fahren. Und es sollte wieder ganz anders kommen. Es war ja irgendwie klar. Nur hatte ich diesmal ja auch noch den Zeitdruck im Nacken. Es war wie immer, rauf und runter, teilweise sogar wieder auf die gleiche Höhe wie Monteverde selbst. Und wieder eine Offroad Straße der üblen Sorte. Selbst dort, wo es bergab ging, waren maximal 20 Km/H drin und selbst das war schon echt gefährlich aufgrund der Rutschgefahr. Einmal hat es mich lang gerissen aber Gott sei Dank bei relativ langsamen Tempo.

Es wurde immer auswegloser die Fähre noch rechtzeitig zu erreichen. Trotzdem setzte ich alles daran es noch zu versuchen. Entsprechend fiel es mir schwer die wunderschöne Berglandschaft um mich herum genießen zu können.

Erst die letzten drei KM waren dann wirklich konsequent bergab. Um 10:30 erreichte ich die Anlegestelle. Mein Boot war natürlich weg aber ein Anderes wartete dort.
Der Kapitän bot mir an mich für 10 Dollar auf die andere Seite zu fahren. Zwar nicht dahin, wo mich das andere Boot hingefahren hätte aber von der anderen Seite sind es dann nur noch 30 Km bis Fortuna und sofern man dem Kapitän glauben mag, nicht mehr so schlimm wie der der bisherige Weg. Aber auf jeden Fall asphaltiert und das ist ja schon mal ein riesen Zugewinn.

Auf der anderen Seite angekommen machte ich mich erst mal wieder fertig für die Weiterfahrt. Am Straßenrand fiel mir dann ein Hotel auf, welches unter anderem die Schweizer Flagge hisste. Seltsam aber interessant. Mein Blick schweifte und das Hotel sah auch ziemlich nach Schweiz oder Tirol aus. Okay kann ja sein. Und dann, eine kleine Kapelle und ein Zug? Moment mal, mir kommt das alles sehr bekannt vor. Ich überlegte und dann viel mir schlagartig die Panamericana Dokumentation von ARTE ein, die ich im Vorfeld der Reise mit meiner Mutter schaute. Dort war unter anderem von einem Schweizer Pärchen berichtet worden, die irgendwo in Zentralamerika die Schweiz nachgebildet haben und das auf ihrem eigenem Grundstück, einfach aus der Melancholie heraus. Irgendwo deswegen, weil ich überhaupt nicht mehr wusste, wo sie das gemacht haben. Ich schrieb meiner Mutter sofort, dass Sie mal recherchieren soll, wo das genau war und, dass ich zufällig genau das Hotel zu entdecken geglaubt habe. Meine Vermutung war goldrichtig, es war genau dieses.
Es war klar, ich musste den Besitzern einen Besuch abstatten. Ich fragte an der Rezeption nach und sogleich kam dann die Frau wenig später vorbei. Sie hatte wohl relativ wenig Zeit. Ich erklärte ihr, dass ich Sie aus dem Fernsehen wieder erkannt hatte und mir das hier mal anschauen wolle. Sie lud mich zu einem kleinen Essen ein und ließ mich danach das ganze Grundstück besuchen. Leider hatte sie für weitere Gespräche keine Zeit mehr. Aber grundsätzlich darf jeder vorbei kommen und sich das Grundstück ganz frei anschauen. Es war echt total verrückt. Eine Melkerei, viele echte europäische Kühe, die lokalen sehen nämlich ganz anders aus, eine Kapelle, zwei weitere Appartment Häuser, ein Panorama Restaurant und das Haupthaus, alles im Stil der alpinen Vorbilder.

Die Bergkulisse rund um den See mit den Weidewiesen rundeten das Bild derart ab, dass man wirklich das Gefühl hatte in der Schweiz zu sein. Der Oberknaller war aber wirklich die kleine Bahn die vom Haupthaus hoch zum Panorama Restaurant führte. Irgendwie musste ich es schaffen da mit zu fahren. Ich fragte an der Rezeption nach, aber dort hieß es nur bei Reservierung im Panorama Restaurant und nur gegen ein Ticket von 10 $. Beides hatte ich nicht oder sagen wir mal,war es mir dann doch nicht wert. Also spazierte ich Banditen like einfach die Gleise entlang bis zum Restaurant. Die nächste Bahn sollte auch schon bald los fahren. Es wurde also ein Rennen auf Zeit. Ich war fast oben angekommen und wollte dann aber doch noch einmal auf die Bahn warten, um sie fahrend zu Gesicht zu bekommen. Irgendwann kam sie dann auch im Schneckentempo vorbei. Die hätte mich nie im Leben eingeholt. Oben angekommen genoss ich dann einfach diese einmalige Aussicht auf den See, die Windräder und den Vulkan. Wahnsinn.

previous arrow
next arrow
Slider

Ich ging dann den normalen Wanderweg wieder zurück runter und schon bald hörte ich wieder die Bahn, wie sie nach unten los fuhr. Dies mal schnapp ich sie mir. In Cowboy Manier machte ich mich bereit die Bahn zu entern. Geschafft und so konnte ich ganz illegal als blinder Passagier das letzte Stück mit runter fahren.

Zufrieden mit dieser zufällig entdeckten Perle machte ich mich schon wieder völlig entspannt, die Strapazen vergessend, weiter auf den Weg nach La Fortuna. Teilweise ging es bergab und das letzte Stück der Strecke absolvierte ich auch relativ zügig.

In La Fortuna angekommen machte sich direkt der deutlich stärkere Trubel im Vergleich zu anderen Orten bemerkbar. Das lag vor allem daran, dass das Osterwochenende vor der Tür stand. Und in allen lateinamerikanischen Ländern bedeutet, dass die heilige Woche und damit der Run auf Strände und Ferienorte, gefeiert wird. Ich hatte ja schon vielfach davon gelesen und gehört, dass es dann an den Stränden extrem voll werden und entsprechend auch schwer werden kann noch ein Hostel zu ergattern. Nur hier in den Bergen hätte ich nicht mit so einem Andrang gerechnet.
Da viele der hiesigen Hostels sogenannte hochpreisige Hostel Resorts sind, entschied ich mich notgedrungen für das 17$ Container Hostel. Dieses bestand ähnlich wie meine Unterkunft auf der Kaffeefarm abermals aus ausrangierten Schiffscontainern. Nur eben vielfach enger. Dafür recht modern, sauber und mit großzügigem Bad. Vor dem Container zog sich dann der schlauchförmige Aufenthaltsraum bzw. eher die umzäunte Terrasse gen Eingang. Allerdings stellte sich vielleicht auch gerade aufgrund des wenigen Platzes eine freundschaftliche, familiäre Stimmung ein.

Der Manager machte einen sehr smarten, charismatischen, coolen Eindruck. Aufgrund des Preises wollte ich am nächsten Tag jedoch noch einmal auf die Suche nach Alternativen gehen, zumal das Containerhostel für den nächsten Tag auch schon ausgebucht war. Damit begann dann auch das Hostel-Such-Debakel. Mit dem ersten Hostel in dem Glauben eine annehmbare Alternative gefunden zu haben, und nach dem alle Anderen wenig attraktiver wirkten, oft sogar vielfach schlechter für einen höheren Preis, zog ich mit Sack und Pack ein paar Meter weiter. Der Manager vom Container Hostel bot mir noch seine Hilfe an, falls ich irgendwas brauche oder weiterhin mein Rad bei ihm unterstellen möchte. Sehr nett. Im anderen Hostel angekommen war dann auf einmal doch nicht mehr das Dorm frei,welches mir vor einer Stunde noch in Aussicht gestellt worden war, dafür aber ein Privatzimmer für 15 $. Alles klar perfekt. Es ging in ein verlassenes, sehr in die Jahre gekommenes Nebengebäude und im Zimmer selbst war klar, hier möchte ich nicht für 3 Tage ausharren. Wände vollgekritzelt und mit Löchern durchzogen, nicht wirklich belüftet und sehr moderig. Also noch mal wieder nach Alternativen schauen. Weiter oben gab es noch ein Hostel Resort mit AC Dorm für 15 $. Dafür mit Pool aber leider ohne Küche. Macht nix, dachte ich, der Außenbereich sah sehr chillig aus. Also wieder zurück, aber erst noch Frühstück holen. Es ist bereits 14 Uhr und ich hatte noch nichts gegessen. Im Resort angekommen, war dann das Zimmer auf einmal auch wieder belegt, obwohl ich explizit gefragt hatte, ob genug Betten frei sind, dass wenn ich zurück komme diese dann auch noch frei sind. Wie dem auch sei man konnte mir noch ein Zelt für schlappe 50 $ anbieten. Diese Art von Luxuszelte halt. Mein eigenes durfte ich laut Management nicht aufschlagen.

Also zurück zum Containerhostel und dem netten Manager meine Misere erzählt und dass ich kein Hostel finden konnte. Ihm viel auch nicht mehr wirklich eine Alternative ein und als ich ihm fragte, ob er jemanden kenne, wo ich mein Zelt aufschlagen könnte, war seine Gegenfrage, wie groß denn das Zelt sei. Er zögerte nicht lang und räumte auf der ohnehin schon schmalen Terrasse die Möbel zur Seite, damit ich mein Zelt einfach direkt vor den Containern aufschlagen konnte. Für 5 $ die Nacht konnte ich so also entspannt die nächsten 3 Nächte hier verbringen und das super günstig. Am Abend passierte dann sogar das Unglaubliche. Nach zwei Monaten Reisen gab es Nachts meinen ersten richtigen Regen und dann direkt platzartig inklusive überschwemmter Straßen. Ich feierte den Moment im Schutze mit meinem Bier in der Hand für mich selbst sehr. 2 Monate ohne Regen. In Deutschland undenkbar und in meinem Leben grundsätzlich noch nie Erlebt.

Für den nächsten Tag wollte ich einen der Vulkan Parks besuchen, die ich bereits auf den Hinweg ausgemacht hatte. Dort kann man relativ nah am Vulkan wandern. Dabei durchkreuzt man wieder tiefen Dschungel. Leider mit massivem Mückenbefall nach dem Regen. Auch war der Himmel immer noch recht bewölkt, hatte aber mit der Vulkankulisse recht mystischen Scharm. Meinen Namen hab ich dann als erster auch direkt mal am Aussichtspunkt verewigt.

Überhaupt schien ich der Einzige im ganzen Park zu sein. Auf dem Rückweg passierte ich dann noch den sogenannten grünen See. Warum grün?
Die ganze Oberfläche besteht zu 100 % aus Entengrütze. Mega krass, dass das derartige Ausmaße einnehmen kann, wenn die Fressfeinde fehlen.

 Wieder zurück aus dem Park erfuhr ich, das der Bus erst um 5 Uhr abfuhr. Also erstmal mit dem Special Vulkan Casado Gericht stärken. Danach wollte ich dann noch die Zeit nutzen, um einen der wenigen kostenlosen heißen Quellen zu besuchen. Zumal von dort direkt mein Bus zurück ging. Auch hier war es brechend voll aufgrund der Osterfeiertage und natürlich auch dem nieseligem Wetter geschuldet. Also rein irgendwo zwischen den Massen ein Platz suchen. Ich beobachtete eine einheimische Familie dabei, wie sie sich mit dem Gestein die Körper schwarz einrieben. Als die Mutter der Familie bemerkte, wie ich sie vergnügt beobachtete, winkte sie mich sofort herbei und verpasste mir auch die kostenlose Wellness Schlammpackung.

Sie ist aus San Jose und macht wie alle anderem an diesem Wochenende Urlaub hier. Nach dem kurzen Ausflug ging es dann spontan doch nicht mit dem Bus sondern im Taxi mit Locals zurück. Abgeschlossen wurde der Abend dann noch mit den Mitarbeitern und Gästen vom Containerhostel in einer der Bars. Tja und am nächsten morgen bekam ich dann wieder eine Nachricht von Dario, wo ich denn sei. 5 Minuten später lagen wir uns wieder lachend in den Armen und verbrachten wieder die nächsten zwei Tage hier.

Zusammen wollten wir noch den kleinen Nachbarvulkan besteigen. Den Großen kann man nämlich nicht besteigen. Man wies uns zwar mehrmals augenzwinkernd darauf hin, dass es illegal sei aber es gehen quasi alle hoch, also warum nicht auch wir. Also auf zum „kleinen“ Vulkan. Dort durften wir dann erstmal wieder 10$ an ein angrenzendes Hotel abgeben. Wofür? Das weiß keiner, wenn es A dem Hotel nicht ansatzweise gehört und B es ja illegal ist. Manche hatten Glück und konnten dem entgehen. Egal schwamm drüber und rauf zum Vulkan.

previous arrow
next arrow
Slider

Abermals glich es wieder eher einer Kletterpartie über Wurzelwerk und vom Regen zersetzen Wegen. Da man sich aber überall fest halten konnte, vielfach sicherer als noch der Wasserfall Aufstieg in Montezuma. Oben angekommen konnten wir auf den See hinunter schauen, der sich im schon lang erloschenen Vulkankrater gebildet hat. Wir wussten, dass man darin schwimmen konnte, also stiegen wir hinunter. Der Weg hatte es jedoch wieder deutlich in sich, sodass man sich wirklich wie an Seilen über die Wurzeln hinab lassen musste. Nicht ganz ohne und mit oberster Vorsicht unten angekommen entschieden wir uns für die verrückte Idee, dank meines Drybags durch den See zu schwimmen, um dann zu dem anderen Wanderweg runter zu gelangen und den Weg dorthin abzukürzen. Wir gehörten sicherlich zu den wenigen Wanderern, die diese verrückte Idee hatten und so schwammen wir mit Echo gröhlend zur anderen Seite. Kurz trocknen und runter zum anderen Nationlpark, dem offiziellen Vulkan. Dieser war nun deutlich einfacher und so waren wir binnen kürzester Zeit wieder unten. Auf dem Weg sind uns noch einige andere Besucher des Parks begegnet und da ist uns aufgefallen, dass sie zusätzlich zum weißen Band für die Besteigung des Vulkans auch noch ein grünes für den Park selbst hatten. Also zückten wir kurzerhand Dario`s Wassermalset, welches er immer bei sich hat und malten unsere weißen Bänder grün an. Noch mal abkassieren heute nicht mehr mit uns. Tatsächlich funktionierte die Gaunerei dann auch und so wanderten wir amüsiert und entspannt den Rest des Tages durch den Park mit abermals wunderschönen Blick auf den Vulkan und vorbei an einem Wasserfall.

Aufbruch zur Grenze Nicaragua

Nach einem weiteren Entspannungstag sollte es dann auch für mich final weiter gehen mit dem nächsten großen Stop in Nicaragua. Also zurück entlang am wunderschönen Fortunasee mit erneuter kurzer Pause am Schweizer Hotel. Mein erstes Ziel und vielleicht auch das Tagesziel, je nachdem wie gut ich voran komme, sollte eine deutsche Bäckerei sein.

Auf dem Weg passierte ich dann noch einen der größten Bäume Costa Ricas. Unter anderem wurde mit einem Avatar Baum geworben. Und in der Tat könnte er die „mini“ Ausgabe dessen sein. Auch hier war ich wieder komplett allein. Da es bereits 16:00 Uhr war, als ich bei der Bäckerei angekommen war, entschloss ich mich nach einem Stück Kuchen spontan für meine zweite Wildcampingnacht auf dieser Reise direkt am See. Es wurde mit einer der schönsten Erfahrungen auf der Reise.

Zwar war ich nicht allein und am Anfang gesellten sich auch französische Camper dazu und neben mir Kanadier, die mit dem Motorrad reisten. Das machte es ja auch geselliger und sicherer. Die Kulisse war jedoch der Wahnsinn und morgens nach dem Aufstehen erstmal direkt in den riesigen einsamen See springen zu können ist schon einmalig. Das Wurstfrühstück beim deutschen Bäcker war leider, wie der Kuchen am Vortag dem Preis nicht gerecht. Da hatte ich mir mehr erhofft. Als goldrichtig hatte sich die Entscheidung dort am See zu übernachten gezeigt.

Die nächste Querstraße zur Hauptstraße die geradewegs nach Nicargua führte ist wieder eine supersteile Schotterpiste gewesen, wo es erstmal wieder hieß, 300 Meter das Rad hoch schieben. Oben angekommen ging es dann aber geradewegs runter bis zur Hauptstraße und von da an flach geradeaus und mit zügigem Tempo vorbei an wunderschönen Vulkanlandschaften mit sehr wenigem Verkehr. Ich war froh, mich so entschieden zu haben und nicht zur Panamericana zurück gekehrt zu sein.
Zwischendurch entdeckte ich noch einen azurblauen Fluss, der die Farbe dem angrenzenden Vulkan verdankt. Natürlich musste ich darin ein Bad nehmen.

Nach einer Übernachtung im Hotel musste ich das letzte Stück der Straße nochmal über elendige 20 KM Schotterpiste fahren. Teilweise ging es auch hier wieder bergauf aber gerade noch so, dass ich fahren konnte. Dabei passierte dann das, womit ich nie gerechnet hätte. Die Kette war gerissen. Ich hätte sowieso aufgrund der Dehnung bald wechseln müssen von daher war es mir sofort egal, da ich schließlich auch 2 Ersatzketten mit hatte. Nein ich war sogar ein bisschen stolz am Berg tatsächlich die Kette gesprengt zu haben. Im Gegensatz zum Platten, den ich bis dato nicht hatte, passiert das ja so gut wie nie. Zuhause in Deutschland ist das jedenfalls nie passiert. Nach 45 Minuten war ich dann auch schon wieder auf der Schotterpiste Richtung letzter Station in Costa Rica. Abermals fuhr ich zu einem Campsite geführt unter, natürlich, schweizer Hand.

Nach wieder über 100 kräftezehrenden Kilometern hatte ich es geschafft und verschnaufte erst mal drei Nächte und brachte mein Fahrrad komplett in Schuss und reinigte alles gründlich. Das hatte ich mir für den Kettenwechsel vorgenommen, der ja nun frühzeitig eingetroffen war. Entspannt, erholt, also auf nach Nicaragua!

Resumee Costa Rica

Costa Rica bin ich im Gegensatz zu Panama vorbelastet angegangen. Alles ist elendig teuer. Es ist die Schweiz Zentralamerikas.

Um eines schon mal vorweg zu nehmen. Ja es ist sicherlich etwas teurer als die angrenzenden Länder, aber mal abgesehen von den Hostelpreisen, die im Schnitt 5 $ über den von Panama liegen, sind die Supermarktpreise nicht viel höher als in Panama. Nur bei den Parks, den Aktivitäten und auch bei vielen anderen Sachen, wie das Beispiel mit dem illegalem Vulkan in La Fortuna zeigt, wird man ständig zur Kasse gebeten. Das nervte tierisch und so war ich dann auch froh als es dann endlich in das vermeintlich viel günstigere Nicaragua ging. Trotzdem waren meine Gesamtausgaben ähnlich wie in Panama.

Abgesehen davon wollte ich aufgrund der recht langen Aufenthaltsdauer in Panama in Costa Rica wieder Zeit gut machen und bin quasi bis nach Santa Teresa geflogen. Erst in Monteverde und La Fortuna konnte ich die wilde Schönheit der Landschaft begreifen und genießen. Auch wirkte das Land zunächst wesentlich verhaltener auf mich. Die Leute reagierten nicht mehr derart überrascht oder begeistert, wenn man sie auf dem Touri Rad passierte. Dass, das auch anders ging zeigten mir auch hier wieder die Leute in den Bergen.

Costa Rica wird für mich jedoch aus zwei Gründen definitiv im Gedächtnis bleiben. Erstens, es sind wirklich die Schweizer im Land und es ist nicht nur aufgrund der Kosten als Schweiz verrufen. Neben der verrückten Begegnung im Schweizer Hotel, traf ich auch sonst viele Schweizer die sich hier nieder gelassen haben oder einfach hier Urlaub machten. Zweitens war Costa Rica für mich DAS Abenteuerland, wo ich mehr als einmal über mein Schatten gesprungen bin und bekloppte und gefährliche Sachen unternommen habe, die ich allein oder zu Hause nie gemacht hätte. Von daher hat es mich, was das angeht doch, ordentlich gefordert und gestärkt. Aber auch die Psyche wurde während der Radfahrten ordentlich auf die Probe gestellt. Diese Art von Offroad Pisten dann doch gemeistert zu haben, wie auch immer es teilweise möglich war, bestärkt mich nachhaltig für den Rest meiner Reise, so schnell nicht aufzugeben und dass es manchmal durch den Sturm gehen muss, bevor man den sicheren Hafen oder das Paradies erreicht.

Und eine Geschichte möchte ich dann doch nochmal mitgeben. Und zwar geht es um das Thema Sicherheit. Ein sehr großes Thema gerade bei der Planung im Vorfeld der Reise. Gemeinhin glaubt man ja in Costa Rica beschwerdefrei Reisen zu können, während man in El Salvador oder anderen Länder super gefährlich reist. Mein guter Freund Thomas aus Schottland ist nachts in Santa Teresa angetrunken mit einer Freundin zum Strand. Und dort warteten sie dann auch schon auf sie. Handy weg, 200 Dollar und der Freundin ebenfalls das Geld abgenommen. Am nächsten Tag versicherte man ihnen noch, dass sie echtes Glück gehabt haben, da es auch mit Verletzungen hätte enden können. Dass die Frauen verschleppt werden ist auch nicht unüblich. Als er mir die Geschichte erzählte, sagten wir beide einstimmig, dass wir beide an so einem Surfer Touri Paradies niemals damit gerechnet hätten. Das hat mich insofern nochmal wach gerüttelt, dass es A überall passieren kann und B man grundsätzlich wieder wachsamer werden muss. Aber auch das ganze Thema nicht überstrapazieren muss, da man sonst die Reise nicht mehr genießen kann. Es ist wie immer eine Sache der gesunden Mischung. Mit klarem Verstand und hin und wieder erst mal hinterfragen und dann machen. Ansonsten Enjoy the Paradise. Safe Trip. ride2experience.

Jan